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Diskurs interdisziplinär 11 – Diskursanalyse jenseits von Big Data

Kategorie
Datum
Do., 11/10/2022 - Fr., 11/11/2022
Call for Papers endet am

R5, 6-13
68161 Mannheim
Deutschland

Diskurs interdisziplinär 11

Diskursanalyse jenseits von Big Data

Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
in Kooperation mit der TU Dresden, U Bremen, U Warschau und ÅAU

10. und 11. November 2022

Wird Diskurs als Gesellschaftsgespräch (Wichter 1999) verstanden, so verwundert es nicht, wenn die soziale Dimension diskursiver Formationen besonders gut in kompilatorischen Großdaten erfassbar scheint. Dies entspricht einer Entindividualisierung, Dekontextualisierung und Situationsentbindung von Sprache, wie sie besonders gut und technisch elaboriert mit umfangreichen Korpora geleistet wird. Es ist kein Zufall, dass sich das linguistische Interesse am Diskurs schon früh mit dem Interesse an Korpora verbunden hat (Busse & Teubert 1994), da so Regelmäßigkeiten über Texte hinweg sichtbar gemacht werden können (Bubenhofer & Scharloth 2013: 148). Sprache primär anhand ihrer Serialität und Regularität zu verstehen, zieht sich als strukturalistische Spur bis in die Gegenwart technischer Möglichkeiten. Folglich gehört die Arbeit mit Korpora verschiedener Größe heute zum State of the Art vieler diskursanalytischer Untersuchungen.

Es ist in den letzten Jahren jedoch nicht unbemerkt geblieben, dass individuelle, interpersonale, situative, ortsgebundene und einzeltextbezogene Diskursdimensionen dabei oft nur randständig wahrgenommen werden (vgl. jedoch Fix 2015). Diskurs – interdisziplinär 11 greift diese Diskussionen auf und fragt entsprechend nach Diskursanalyse jenseits von Big Data, jenseits von (großen) Korpora, Repositorien etc., mit Blick auf Daten, Methoden und Theorien.

Im Zentrum stehen Entwürfe praxeologischer, ethnographischer oder ethnomethodologischer Diskursanalysen, nicht zuletzt mit Blick auf die Bedeutung von verstreuten, multiformalen und situierten Daten und die Relevanz von Kollaboration im Forschungsprozess. Dabei soll auch die Schnittstelle ethnographischer und korpusbezogener Diskursanalyse im Rahmen triangulierter Methoden diskutiert werden.

Wir laden ein zu entsprechenden Thesen, Projektvorstellungen und Ergebnispräsentationen. Die Formate können von klassischen Vorträgen bis zu experimentellen Verfahren der Zusammenarbeit reichen. Für jede Präsentation stehen inkl. Diskussion 45 Minuten zur Verfügung.

Leitfragen können sein:

  • Bedarf es einer grundsätzlichen diskursanalytischen Kritik an Big Data (Steen & Liedtke 2019; Pentzold & Fölsche 2019)?
  • Wie kann korpusbezogene Diskursanalyse sinnvoll durch andere Datentypen und Methoden ergänzt werden?
  • Was bedeutet ethnographische, praxeologische oder ethnomethodologische Diskursanalyse?
  • Welche methodologische Rolle spielen hermeneutische Überlegungen bei korpusbezogenen Diskursanalysen?
  • Wie kann man diskursanalytisch anders publizieren?

Die Tagung wird mit einer interdisziplinär adressierten Keynote der Sozial- und Kulturanthropologin Prof. Dr. Michi Knecht (Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft, Universität Bremen) eröffnet.

Vorschläge zu Beiträgen richten Sie bitte mit den folgenden Unterlagen bis zum 20.05.2022 an diskursinterdisziplinaer@ids-mannheim.de.

  • Abstract im Umfang von max. 300 Wörtern
  • Biosketch

Bitte reichen Sie die Unterlagen als separate Dokumente ein; das Abstract ohne Nennung persönlicher Daten.

Die Ergebnisse der Tagung werden in der neuen Reihe von Diskurs – interdisziplinär auf IDSopen (https://idsopen.de/) als Short Paper (in der Regel bis zu 10 Seiten) publiziert. Die Manuskripte sind bis zum 31.01.2023 einzureichen.

Literatur

Bubenhofer, Noah & Joachim Scharloth. 2013. Korpuslinguistische Diskursanalyse: Der Nutzen empirisch-quantitativer Verfahren. In Ulrike Hanna Meinhof, Martin Reisigl & Ingo H. Warnke (eds.), Diskurslinguistik im Spannungsfeld von Deskription und Kritik, 147–167. Berlin: Akademie Verlag. https://doi.org/10.1524/9783050061047.147.

Busse, Dietrich & Wolfgang Teubert. 1994. Ist Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt? Zur Methodenfrage der historischen Semantik. In Dietrich Busse, Fritz Hermanns & Wolfgang Teubert (eds.), Begriffsgeschichte und Diskursgeschichte: Methodenfragen und Forschungsergebnisse der historischen Semantik, 10–28. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Fix, Ulla. 2015. Die EIN-Text-Diskursanalyse. In Heidrun Kämper & Ingo H. Warnke (eds.), Diskurs – interdisziplinär, 317–334. Berlin, Boston: De Gruyter.

Pentzold, Christian & Lena Fölsche. 2019. Die öffentliche Verhandlung von Big Data in politischen Kampagnen. Diskurse – digital 1. 39–113. https://doi.org/10.25521/diskurse-digital.2019.106

Steen, Pamela & Frank Lietdke (eds.). 2019. Diskurs der Daten. Qualitative Zugänge zu einem quantitativen Phänomen. Berlin, Boston: De Gruyter.

Wichter, Sigurd. 1999. Gespräch, Diskurs und Stereotypie. Zeitschrift für Germanistische Linguistik 27(3). 261–284. https://doi.org/10.1515/zfgl.1999.27.3.261.

Organizer
Hanna Acke (Åbo Akademi University)
Silvia Bonacchi (Universität Warschau)
Mark Dang-Anh (IDS Mannheim)
Simon Meier-Vieracker (TU Dresden)
Ingo H. Warnke (Universität Bremen)
Institution
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
Kontakperson
Mark Dang-Anh
Kontakperson E-Mail Addresse
dang@ids-mannheim.de
Netzwerk
Tagungsnetzwerk "Diskurs – interdisziplinär"