86159 Augsburg
Germania
Im vergangenen Jahrzehnt erlebte die sozial- und geisteswissenschaftliche Diskursforschung einen starken Boom. Dem tragen die Methodenausbildungen in den verschiedenen Disziplinen nur ansatzweise Rechnung. Insbesondere die Fragen der konkreten Arbeit am Text bzw. des Umgangs mit unterschiedlichen Datenformaten und der Interpretation der Daten im Rahmen der Diskursforschung gehören zu den Leerstellen der Methodenausbildungen.
Die Summer School Wissenssoziologische Diskursanalyse (WDA) wendet sich an Wissenschaftler:innen aus verschiedenen sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen, die in Qualifikationsvorhaben oder Forschungsprojekten mit diskurstheoretischen und diskursanalytischen Perspektiven der WDA arbeiten bzw. arbeiten wollen. Sie bietet
- eine Einführung in theoretisch-begriffliche Grundlagen der WDA
- eine Einführung in methodische Umsetzungen und deren exemplarische Erprobung in gemeinsamen Analysen von den Veranstaltern bereit gestellter Daten
- die Möglichkeit, Fragenstellungen sowie Forschungsdesigns der WDA-basierten Diskurs- und Dispositivforschung zu diskutieren sowie
- Fragen aus den eigenen laufenden Projekten bzw. Projektvorhaben in die Diskussionen einzubringen.
Daneben werden optional drei Vertiefungen angeboten:
- Vertiefung A: Spezifische Fragen zur wissenssoziologischen Diskursforschung (Reiner Keller, Universität Augsburg)
In der Vertiefung A besteht die Möglichkeit, speziellere Fragen zur wissenssoziologischen Diskurs- und Dispositivforschung (etwa zur Analyse von Visualisierungen und Materialitäten oder zur Dispositivethnographie) zu diskutieren und auch auf eigene Projekte der Teilnehmer:innen einzugehen (ggf. Auswahl vorbehalten). - Vertiefung B: WDA in der Politikwissenschaft (Miranda Böttcher, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin)
Die Diskursforschung hat mit etwas Verzögerung auch die Politikwissenschaft erreicht und sich dort in den vergangenen Jahren beträchtlich verbreitet. In der neuen Vielfalt diskursanalytischer Zugänge mangelt es vielen Arbeiten an einer klaren Systematik im Forschungsprozess. Auch fehlt oftmals ein passender Zuschnitt verfügbarer Ansätze und Instrumente auf politikwissenschaftliche Gegenstände sowie die Anknüpfung an traditionelle Fragestellungen und Theorien der Disziplin. Vor diesem Hintergrund soll dieser Abschnitt der Summer School grundlegende Fragen einer WDA-basierten Politikforschung diskutieren. Dabei werden mit der Datenerhebung, der Datenanalyse sowie der Datenintegration und -präsentation die wesentlichen Stufen im Forschungsprozess besprochen und exemplarisch illustriert. - Vertiefung C: Analyse von Subjektivierungsweisen (Lisa Pfahl, Universität Innsbruck)
In Anbetracht der diskursiven Verfasstheit gegenwärtiger Gesellschaften, die sämtliche Lebensbereiche und Lebenswelten durchzieht, gewinnt die Frage nach der diskursiven Situiertheit menschlicher Selbst- und Weltverhältnisse zunehmend an Relevanz. In dieser Vertiefungsveranstaltung wird zunächst ein Überblick über aktuelle Ansätze der Subjektivierungsforschung gegeben. Anhand unterschiedlicher Materialien (z.B. textliche und visuelle sowie ‚natürliche‘ und im Forschungs-prozess erzeugte Daten) wird daraufhin der Frage nachgegangen, wie in WDA-basierten Forschungsarbeiten die Zusammenhänge von diskursiven ‚Anrufungen‘ und tatsächlichen Subjektivierungsweisen auf der Ebene von lebenden, handelnden und verkörperten Menschen methodologisch konzeptualisiert und empirisch untersucht werden können.
Anmeldung unter www.diskurswissenschaft.de. Bitte beachten Sie die Hinweise zur Anmeldung im Call.