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„Räume im Ausnahmezustand?!“ – Zur Neuverhandlung des Politischen und Räumlichen zwischen Repräsentation und Alltagspraxis

Categoria
Data
Sex, 05/08/2009 - Sáb, 05/09/2009
Término das inscrições
Institut für Geographie
WWU Münster
Schlossplatz 7
48149 Münster

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich dramatische Verschiebungen im Verhältnis
von Gesellschaft, Raum und Macht vollzogen. Diese spiegeln sich in der Krise des
Nationalstaates, den Diskussionen um weak states, failed states und fragile Staatlichkeit
ebenso wie in der gesamten (Re-)Scaling-Debatte, die die zunehmende Auflösung und
Verschneidung der traditionellen politischen Maßstabsebenen und ihrer Grenzziehungen
in den Blick nimmt, wider. Sie sind nicht nur Ausdruck gesamtgesellschaftlicher
Transformationsprozesse, sondern führen zu tiefgreifenden Veränderungen des
Politikverständnisses. Sie führen einerseits zu viel gefeierten neuen Formen von
Governance auf allen Ebenen, höhlen andererseits aber lang entwickelte Formen
demokratischer Aushandlungsprozesse im Sinne der westlichen Moderne aus. Dies
erfordert eine Neubestimmung und Neuerfindung auch des Politischen und – aus der
Sicht der Politischen Geographie – der Rolle des Räumlichen in diesem Kontext.
Veränderte politische Praktiken schaffen veränderte Räume, und diese reichen von den
Gewaltökonomien in Afrika über informelle Regimes in den „spaces of exception“; von
Flüchtlingslagern, Megastadt-Favelas und „unsicheren“ Räumen bis zur Neuverhandlung
alltäglicher Machtverhältnisse auf lokaler und regionaler Ebene, welche sich
beispielsweise aus Sicht der Gouvernementalitäts-Debatte in der Diskussion um die
Nutzung und Überwachung so genannter öffentlicher Räume ebenso zeigt wie in den
ambivalenten Formen von BürgeInnenbeteiligung an den „Runden Tischen“ der Regionalund
Stadtplanung.
Neben den „Räumen im Ausnahmezustand“ sollen daher auch alltagsbezogene
räumliche Praxen thematisiert werden, die sich dabei sowohl entlang der hegemonialen
Achsen sozialer Differenzen als auch durch die jeweiligen Selbstdefinitionen
unterscheiden. Von besonderem Interesse sind hier die unterschiedlichen Strategien der
alltäglichen Raumrepräsentationen, Raumnutzungs- und Raumaneignungsformen sowie
deren Wechselwirkungen mit politisch-medialen Diskursen einerseits und politischen
wie soziokulturellen Praktiken andererseits.
Diese Entwicklungen, die ihren Ausdruck in einer Reihe von aktuellen konzeptionellen
und auch empirischen Forschungsarbeiten finden und oft quer zu den traditionellen
Teildisziplinen der Geographie liegen, stehen im Zentrum der Tagung. Sie betrachtet die
Neubestimmung des Politischen und die damit einhergehenden Veränderungen der Rolle
„des Raumes“ von den globalen geopolitischen Repräsentationen bis hin zu den
politischen und alltäglichen Praktiken.
- Im Rahmen eines eigenständigen Schwerpunktes sollen die „spaces of
exception“ diskutiert werden. Sie entstehen als “Sonderräume”, als „spaces of
cultural and political otherness“, welche sich in ihren Organisationsformen,
Governance-Strukturen, in ihren Handlungsoptionen und der Außenwahrnehmung
von den umgebenden Strukturen/Kontexten unterscheiden: Gemeint sind hier
Räume begrenzter oder zusammengebrochener Staatlichkeit wie z.B. die
Gewaltökonomien im „shatterbelt“
Afrikas und des Vorderen Orients, aber auch
stärker lokalisierte Regime wie Flüchtlingslager, Favelas in Megastädten etc. In
diesem Sinne stehen im Panel Fragen einer anderen Lesart von Sicherheit,
Kontrolle, Staatlichkeit und Rechtlichkeit bzw. Rechtsfreiheit von Räumen im
Mittelpunkt.
- In weiteren Panels sollen Themen vorgestellt und diskutiert werden, die sich
derzeit im breiten, oben skizzierten Spannungsfeld der Neuverhandlung von
Politik und Raum entwickeln. Dazu gehören Reflexionen über geopolitische
Leitbilder und Repräsentationen ebenso wie konkrete Beiträge aus Konflikt- oder
Vulnerabilitätsstudien sowie aus den politischen Aushandlungsprozessen des
Alltags.

Abstracts an: iris.dzudzek@uni-muenster.de

Organizer
Instituição
am Institut für Geographie der WWU Münster
in Kooperation mit dem Geographischen Institut der Universität Heidelberg
Entre em contato com
Iris Dzudzek
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Rede
Arbeitskreis Politische Geographie