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„Dispositive turn“ in den Sprach- und Sozialwissenschaften?

Categoría
Fecha
Mar, 03/02/2010 - Jue, 03/04/2010
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Lukasz Kumiega M.A.
Universität Warschau
Institut für Angewandte Linguistik
lukasz.kumiega@uw.edu.pl

Der Diskursbegriff und die ihm zugrundeliegende Vorstellungen der (sozialen) Welt können als wichtige Werkzeuge diverser Analysen sozialer Wirklichkeiten verstanden werden. Sie zielen ab auf eine Beschreibung und Erklärung der Zusammenhänge von Sprache/Sprechen, Macht und Subjekten. Der Begriff des Dispositivs kann in einem gewissen Spannungsverhältnis zum Begriff des Diskurses konzipiert werden, wenn er auf das komplexe Verhältnis des Sprachlichen zum Nicht-Sprachlichen verweist.
Als eine der Vorannahmen, aus welchen heraus sich die Planung der Sektion ergab, ließe sich formulieren, dass sich – vielleicht noch bevor das Potenzial des Diskursbegriffs ganz ausgeschöpft wurde – langsam eine neue, nämlich dispositive Wende in den (Geistes- und Sozial-)Wissenschaften zeigt. Bührmann und Schneider (2008) sprechen von der „dispositiven Konstruktion der Wirklichkeit“. Hieran anschließende Überlegungen sollen im Rahmen dieser Sektion erörtert werden, und lassen sich etwa in der der Frage verdichten: Inwiefern kann der „dispositive Ansatz“ operationalisiert werden?
Aus der linguistischen Perspektive könnte man diesbezüglich u.a. die folgenden Fragen stellen:
- welche neuen Forschungsobjekte bietet der Dispositivbegriff für die linguistische Forschung an (z.B. architektonische Einrichtungen)?
- wie kann die Skepsis der Linguistik gegenüber Macht-Analysen mit dem Dispositiv überwunden werden?
- kann überhaupt der Dispositivbegriff linguistisch interpretativ fundiert werden?
Der Dispositiv-Begriff ermöglicht unseres Erachtens den Anschluss interdisziplinärer Ansätze an linguistische (Diskurs-)Theorie und Forschung. Sozialwissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Bedeutung von Sprechen, Sprache, Diskurs oder diskursiven Praxen finden sich seit der intensiven Foucault-Rezeption nach den 80er Jahren in verschiedenen wissenschaftlichen Feldern (etwa in der Gender-Forschung oder Rassismusforschung). Ein Ziel dieser Sektion ist es, einen Austausch zu ermöglichen, in welchem die method(olog)ische Schwierigkeit, den Begriff „Diskurs“ und des „Dispositivs“ als Verweise auf konkurrierende Herangehensweisen zu verstehen, diskutiert werden kann.
Im Kontext der Beobachtung sozialwissenschaftlicher paradigmatischer Entwicklungen wie etwa des Turn to things, welche sich mit der Bedeutung der Gegenstände für sozialen Ordnungen befasst, oder des Performative Turns, in welchem vor allem der Inszenierungscharakter sozialen Handelns ins Blickfeld rückt, bleiben zahlreiche Fragen unbeantwortet:
- lässt eine begriffliche und konzeptuelle Hinwendung zum Dispositiv-Begriff eine methodische Öffnung entstehen, mit welcher nicht nur das (Nicht-)Sagbare, sondern auch das (Nicht-)Sichtbare untersucht werden kann? Was sagen hier gewonnene Erkenntnisse aus über Verhältnisse sozialer Ungleichheit?
- welcher Begriff von Institution lässt sich mit dem Werkzeug Dispositiv entwickeln und wie ist er soziologisch oder erziehungswissenschaftlich zu wenden?
- welche Rolle spielen die Dinge als historische Vergegenständlichungen für das Sprechen und Prozesse der Subjektivierung?
- was
bedeutet es etwa für die Erziehungswissenschaft, im „Dispositiv Jugend“, „Dispositiv Bildung“ grundsätzliche Kategorien der eigenen Begriffsgeschichte selbstreflexiv in Frage zu stellen?

Ihre Vorschläge (in Form eines kurzen Abstracts) schicken Sie bitte bis zum 15.01.2010 an:

Dr. Britta Hoffarth
Universität Bielefeld
Fakultät für Erziehungswissenschaft
AG 10: Migrationspädagogik und Kulturarbeit
britta.hoffarth@uni-bielefeld.de

Lukasz Kumiega M.A.
Universität Warschau
Institut für Angewandte Linguistik
lukasz.kumiega@uw.edu.pl

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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
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Lukasz Kumiega