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19. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung: Diskursmarker

Kategorie
Datum
Mi., 03/16/2016 - Fr., 03/18/2016
Anmeldeschluss
Postfach 10 16 21
68016 Mannheim

Innerhalb der Forschung zur Grammatik der gesprochenen Sprache nimmt die Forschung zu Diskursmarkern einen prominenten Platz ein. Die mit diesem Ausdruck bezeichneten Phänomene stehen geradezu paradigmatisch für die Besonderheiten der Grammatik der Sprache in der Interaktion.
Forschungen haben mit zunehmender Deutlichkeit aufgezeigt, dass und welche vielfältigen Funktionen Diskursmarker für die Interaktionsorganisation haben. Die Rahmung folgender Beiträge und ihre Verknüpfung mit vorangehenden und die Anzeige der Handlungsfunktion und des Geltungsstatus sind wichtige Funktionen. In der Sprache-in-Interaktion sind Usualität und Verwendungssystematiken auch für Formen auszumachen, die abseits schriftzentrierter Wohlgeformtheitsvorstellungen liegen. Zudem wurden Funktionspotenziale von Ausdrücken mit syntaktischen Distributionen in Zusammenhang gebracht und es wurde das Zusammenspiel von grammatischen und prosodischen bzw. phonetischen Strukturen beleuchtet. Ein Schwerpunkt der Diskursmarkerforschung lag auch in dem Nachweis von Prozessen der Grammatikalisierung bzw. Pragmatikalisierung bei der Ausbildung von Diskursmarkern.
Der Ausdruck Diskursmarker wird in der Fachliteratur allerdings sehr uneinheitlich verwendet – die mit ihm bezeichneten Phänomene umfassen ein enormes Form- und Funktionsspektrum. Zudem werden Teile dieses Spektrums auch mit anderen Bezeichnungen belegt wie z.B. Diskurspartikel, Dis¬kursorganisator oder Diskurssignal. Zu den erfassten Phänomenen gehören syntaktische Außenfeld-Besetzungen, parenthetisch verwendete stance marker und Gesprächs-/Diskurspartikeln, je nach theoretischem Verständnis aber auch Modalpartikeln, Konjunktionen, Adverbkonnektoren, Interjektionen, Responsivpartikeln, Sprechersignale u.a.m. Gemeinsam dürfte allen Verwendungen und Termini sein, dass sie auf eine Strukturebene zielen, die komplexer als die Ebenen klassischer Einheiten wie Satz, Äußerung und Turn ist, und die einen pragmatischen Skopus über andere Elemente hat: Statt auf propositionaler Ebene operieren Diskursmarker auf diskursorganisatorischer Ebene.
Allerdings fehlt der Forschung eine einheitliche, allgemein anerkannte Begriffsdefinition des Terminus Diskursmarker.
Uneinigkeit und offene Fragen gibt es u.a.
1. hinsichtlich der Position von Diskursmarkern im Turn,
2. der Definition entweder als Kategorie (Diskursmarker als Wortart) oder als Funktion,
3. bezüglich der Funktionen von Diskursmarkern in mündlich vs. schriftlich konstituierten Äußerungen und der Möglichkeit der Zuordnungen zu bestimmten Gattungen und
4. hinsichtlich der Frage, ob eine Grammatikalisierung bzw. Pragmatikalisierung notwendige Bedingung für die Entstehung von Diskursmarkern ist.
Ziel der Arbeitstagung ist es, den aktuellen Forschungsstand der Diskursmarkerforschung in unterschiedlichen Teildisziplinen zu dokumentieren, die unterschiedlichen Phänomene mit ihrem großen Formen- und Funktionsspektrum zu diskutieren und dabei den Begriff Diskursmarker zu reflektieren und ggf. zu vereinheitlichen.

Organizer
Institut für Deutsche Sprache
Kontakperson
Thomas Spranz-Fogasy
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