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1. Kongress der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) - Ansichten der künftigen Kulturwissenschaft/en

Kategorie
Datum
Do., 11/12/2015 - Sa., 11/14/2015
Anmeldeschluss
Team Kongressorganisation
Fakultät Kulturwissenschaften und Kunstraum
Leuphana Universität Lüneburg
Scharnhorststraße 1
D-21335 Lüneburg

Die neuen Kulturwissenschaft/en im deutschsprachigen Raum bildeten sich seit den späten 1970er Jahren teilweise in Anknüpfung an internationale Entwicklungen heraus, wie Cultural und Visual Studies, Gender Studies, Cultural Analysis, New Historicism, New Art History und Social History of Art, oder auch Michel Foucaults Diskurs- und Pierre Bourdieus Habitusanalyse. Mitunter stützten sie sich dabei neben eigenständigen Entwicklungen auf ältere deutschsprachige Traditionen wie die von Ernst Cassirer, Aby Warburg, Georg Simmel oder Max Weber.

Während im Feld der Kulturwissenschaft/en kein Mangel an programmatischen Überlegungen oder Studien und theoretischen Texten herrscht, blieben Vernetzung, Austausch und interpersonelle Kommunikation der im vergangenen Jahrzehnt noch sprunghaft angestiegenen Zahl von Akteuren und Institutionen eher schwach entwickelt. Sahen die 1990er Jahre noch mehrere größere Symposien der neuen Kulturwissenschaft/en, die sich im Zuge von Cultural Turns aus den Geistes- wie aus den Sozialwissenschaften herausgebildet hatten, so dominierte im vergangenen Jahrzehnt die Produktion von Texten nicht selten meta-theoretischer Art, direkt und indirekt angestoßen durch Hochschulreform und Bologna-Prozess. Der damit einhergehende Wandel der universitären Landschaft beförderte eine dermaßen starke Proliferation neuer wissenschaftlicher Programme, die den Begriff der Kultur in ihrer Bezeichnung tragen, dass heute geradezu von einer neuen Unübersichtlichkeit der Kulturwissenschaft/en gesprochen werden kann.

Die Institutionalisierung von Austausch und Diskussion unter Bedingungen relativer Autonomie stellt eine entscheidende Voraussetzung für die Fortentwicklung des Feldes dar. Mit der Gründung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG) (http://www.kwgev.wordpress.com) im Januar 2015 an der Universität
Koblenz-Landau, an der sich Vertreter_innen von rund 20 Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor allem aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligten, ist deshalb die Intention verbunden, den überregionalen und transnationalen Austausch der neuen Kulturwissenschaft/en auf neue Grundlagen zu stellen. Dazu gehören die Bildung von thematisch spezialisierten Vernetzungsplattformen, die Gründung einer Fachzeitschrift wie auch die Organisation von wissenschaftlichen Kongressen.

Der Erste Kongress der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft findet von 12. bis 14. November 2015 an der Leuphana Universität Lüneburg (http://www.leuphana.de) statt - einer Institution, die über eine längere kulturwissenschaftliche Tradition verfügt, da dort bereits Mitte der 1980er Jahre ein Fachbereich Kulturwissenschaften eingerichtet wurde, der sich seitdem beständig weiterentwickelt hat.

Das Kongressprogramm (http://www.kwgkongress2015.wordpress.com/programm) sieht vier Plenarvorträge von Kulturwissenschaftler_innen aus verschiedenen Disziplinen vor: Die Literaturwissenschaftlerin Sigrid Weigel (Zentrum für Literatur- und Kulturwissenschaft Berlin) wird unter Rekurs auf den Breivig-Anschlag in Oslo von 2011 zum Verlernen von Mit-Gefühl bei gleichzeitiger Ausbreitung von Mit-Gefühl im öffentlichen Raum sprechen. Der Vortrag des Soziologen Andreas Reckwitz (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder) behandelt die Singularisierung-Kulturalisierung westlicher Gesellschaften als Gegentendenz zu deren Renationalisierung und Standardisierung. Die Ethnologin Heidrun Friese (TU Chemnitz), die ethnografische Forschung unter Flüchtlingen in Lampedusa durchführte, wird das Thema der Gastfreundschaft vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Wanderungen von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten und aus Asien nach Europa und fremdenfeindlicher Reaktionen unter Bezug auf Derridas Überlegungen zur "Politik der Freundschaft" behandeln. Orit Halpern (Concordia University Montréal) wird sich als Medienkulturwissenschaftlerin kritisch mit Veränderungen von Kunst und Humanities vor dem Hintergrund der Ausbreitung von Design und technologischer Rationalität widmen.

Weiterhin stehen neben der Arbeit in zehn Sektionen, Netzwerken und Ad-hoc-Gruppen Panel-Diskussionen im Plenum auf dem Programm, auf denen Vertreter_innen von 10 Universitäten mit kulturwissenschaftlichen Programmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz - Forscher_innen, Lehrende und Studierende - in Austausch treten. Sie widmen sich der Institutionalisierung der Kulturwissenschaft/en vor dem Hintergrund von gleichzeitiger Kulturalisierung und Ökonomisierung der Gesellschaft wie auch den Cultural Turns in Geistes- und Sozialwissenschaften.

Für die Teilnahme am Kongress ist eine Anmeldung bis zum Freitag, 6. November 2015 erforderlich:
http://www.kwgkongress2015.wordpress.com/anmeldung. Auf der Tagungswebseite finden sich auch die Darstellungen der Leitlinien von Sektionen, Forschungsnetzwerken und Ad-hoc-Gruppen: www.kwgkongress2015.wordpress.com. Bei der Reiseplanung wäre zu berücksichtigen, dass sich eine baldige Hotelbuchung in Lüneburg, das ein beliebtes Reiseziel ist, empfiehlt. Eine Liste mit Hotels findet sich auf der Website zum Kongress.

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Donnerstag, 12.11.2015

ab 14.00, Kunstraum der Leuphana Universität, Campus Halle 25
Anmeldung, Registrierung Mitgliedschaft

16.15-16.30, Hörsaal 1
Begrüßung
Präsident Prof. Dr. Sascha Spoun, Vizepräsidentin Prof. Dr. Beate
Söntgen, Dekan der Fakultät Kulturwissenschaften der Leuphana
Universität Lüneburg Prof. Dr. Ulf Wuggenig sowie die Vorsitzende der
Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft Prof. Dr. Gabriele Dürbeck,
Universität Vechta

16.30-17.30, Hörsaal 1
Sigrid Weigel (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin)
"Vom Mit-Gefühl"
Moderation: Ulf Wuggenig (Leuphana)

17.30-18.30, Hörsaal 1
Andreas Reckwitz (Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder)
"Die Kulturalisierung der Gesellschaft"
Moderation: Volker Kirchberg (Leuphana)

Pause

19.00-20.30, Hörsaal 1
"Neue Unübersichtlichkeit? Die Institutionalisierung der
Kulturwissenschaft/en in Forschung und Lehre"
Diskussion mit Philipp Felsch (Humboldt-Universität zu Berlin), Erich
Hörl (Leuphana), Stefan Krankenhagen (Universität Hildesheim), Andreas
Langenohl (Justus-Liebig-Universität Gießen) und Caroline Y.
Robertson-von Trotha (Karlsruher Institut für Technologie)
Moderation: Julia Voss (FAZ/Leuphana) und Ulf Wuggenig (Leuphana)

Freitag, 13.11.2015

10.00-12.00, Gebäude 14
Sektion Materielle Kulturen
Sektion Kulturwissenschaftliche Ästhetik
Sektion Sprache und kommunikative Praktiken

Mittagspause

13.00-15.00, Gebäude 14
Sektion Naturen/Kulturen
Sektion Wissenskulturen
Sektion Transkulturelle Lebenswelten
Forschungsnetzwerk Raumidentitäten und Identitätsräume

15.30-17.00, Hörsaal 1
"Die Kulturwissenschaft/en vor dem Hintergrund von Kulturalisierung und
Cultural Turns"
Diskussion mit Studierenden kulturwissenschaftlicher Programme aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz: Alina Brand (Universität
Leipzig), Felix Kunkel (Universität Koblenz-Landau), Tamara Sommeregger
(Alpen-Adria-Universität Klagenfurt), Annika Weinert (Leuphana) und Yann
Wermuth (Universität Zürich).
Moderation: Christine Blättler (Christian-Albrechts-Universität Kiel)
und Susanne Leeb (Leuphana)

Pause

17.30-18.30, Hörsaal 1
Heidrun Friese (TU Chemnitz)
"Gastfreundschaft"
Moderation: Steffi Hobuß (Leuphana)

18.30-20.00, Hörsaal 3
Mitgliederversammlung

Samstag, 14.11.2015

10.00-12.00, Gebäude 14
Sektion Medienkulturen / Kulturmedien
Sektion Kulturphilosophie und Kulturtheorie
Ad-hoc-Gruppe Intertraditionale Wissenskonstitution

12.00-13.00, Hörsaal 1
Orit Halpern (Concordia University Montréal)
"Design Thinking? Prototyping, Politics, and the Future of Critique"
Moderation: Clemens Apprich (Leuphana)

Pause/Ende

13.30-16.00
Sitzung des Vorstands der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft

Organizer
Für die Fakultät Kulturwissenschaften und den Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg: Cornelia Kastelan, Steffen Rudolph, Prof. Dr. Ulf Wuggenig.
Kontakperson
Cornelia Kastelan, Steffen Rudolph
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