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Populäre Perspektiken auf Sprache(n). Sprachideologien im öffentlichen Diskurs.

Gespeichert von Miriam Lind am Mo., 09.01.2023 - 07:44
Kategorie
Datum
Mi., 09/27/2023 - Sa., 09/30/2023
Anmeldeschluss
Call for Papers endet am

Saarbrücken
Deutschland

Populäre Perspektiven auf Sprache(n). Sprachideologien im öffentlichen Diskurs.

Panel der Sektion „Sprache und kommunikative Praktiken“ bei der Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft e.V.

 

Sprache ist immer wieder – mal expliziter, mal impliziter – Gegenstand medialer

Aufmerksamkeit und öffentlicher Diskurse: In den letzten Jahren waren es insbesondere

geschlechtergerechte Sprache und die sprachliche Repräsentation von Geschlecht jenseits

der Zweigeschlechtlichkeit, die intensiv – und teils äußerst populistisch – im öffentlichen

Raum diskutiert wurden. In diesen Debatten wurden gänzlich unterschiedliche

Konzeptualisierungen und Ideologien von Sprache sichtbar: Einerseits wird sie aus

feministisch-aktivistischer Perspektive als ein zentrales Instrument für politische

Bemühungen um Gleichstellung und größere gesellschaftliche Teilhabe nicht-männlicher

Personen angesehen, andererseits basieren konservative Akteure ihren Aktivismus gegen

sprachliche Formen der Sichtbarmachung von Frauen und nichtbinären Personen auf

Vorstellungen von Sprache als einer fragilen, inhärent wert- und bedeutungsvollen

Institution, die vor Eingriffen und Wandel beschützt werden müsse (vgl. Lind/Nübling 2022).

Sprache dient dabei als Stellvertreter für die Vorstellung einer monolithischen christlichwestlichen

Kultur, die von rechtskonservativen Kräften vor dem „Verfall“ bewahrt werden soll

(vgl. Lobin 2021).

Der Zusammenhang von Sprache und Geschlecht ist jedoch bei weitem nicht der einzige

Kontext, in dem Sprache populär verhandelt wird. Auch in Migrationsdiskursen werden unter

dem Stichwort „doppelte Halbsprachigkeit“ immer wieder gängige Vorstellungen von Monovs.

Bi-/Multilingualismus thematisiert, wobei letzteres häufig – entgegen wissenschaftlicher

Evidenz – als problematisch und hinderlich für die (Sprach-)Entwicklung von Kindern

konstruiert wird. Auch die „Vermischung“ von Sprachen durch "fremd"sprachige Einflüsse wie

im Kiezdeutschen (z.B. Wiese 2012) oder durch Anglizismen in Jugendsprache und Wirtschaft

wird häufig als Bedrohung für „das Deutsche“ verstanden.

Im Kontext der menschlichen Interaktion mit Maschinen, z.B. bei Sprachassistenzsystemen

wie Amazons Alexa oder dem Google Assistant, wird deren zunehmende Befähigung zu

lautsprachlicher Kommunikation zu einem zentralen Element ihrer Vermenschlichung,

basierend auf Konzeptionen von Sprache als direkter Repräsentation von Kognition und Geist.

 

In diesem Panel wollen wir uns mit Konzeptualisierungen und Ideologien von Sprache und

Sprachen in populären Diskursen beschäftigen. Hierzu laden wir Beiträge ein, die sich kritisch

mit Fragen danach auseinandersetzen, welche Vorstellungen von Sprache(n) im öffentlichen

Diskurs einerseits explizit verhandelt werden und welche Ideen und Konzepte von Sprache(n)

andererseits implizit in der Diskussion anderer Themen mitlaufen. Wir freuen uns über

Beitragsvorschläge in Form kurzer Abstracts (max. 300 Wörter) bis zum 15. Januar 2023 an

vallentin@europa-uni.de und miriamlind@uni-mainz.de.

 

Referenzen:

Lind, Miriam/Nübling, Damaris (2022): Sprache und Bewusstsein. In: Aus Politik und

Zeitgeschichte 72 (5-7): Geschlechtergerechte Sprache, 36-42.

Lobin, Henning (2021): Sprachkampf: Wie die neue Rechte die deutsche Sprache

instrumentalisiert. Berlin: Duden.

Wiese, Heike (2012): Kiezdeutsch. Ein neuer Dialekt entsteht. München: C.H. Beck.

Organizer
Rita Vallentin (Frankfurt/Oder), Miriam Lind (Mainz)
Kontakperson
Miriam Lind
Kontakperson E-Mail Addresse
miriamlind@uni-mainz.de