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Kollektive Dynamiken, soziale (De-)Regulierung und Öffentlichkeit aus interpretativer Perspektive

Kategorie
Datum
Mi., 06/03/2015 - Fr., 06/05/2015
Anmeldeschluss
Link for the submission of abstracts / Link für die Einreichung der Workshopbeiträge:

https://conference.unil.ch/sss-congres2015-submission/?target=submission&lang=en

Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie 2015:
Kollektive Dynamiken, soziale (De-)Regulierung und Öffentlichkeit

CfP für den Workshop des Forschungskomitees Interpretative Sozialforschung

Kollektive Dynamiken, (De-)Regulierungen und Öffentlichkeit existieren als makrostrukturelle Phänomene nur in reziproker Beziehung zu alltäglichen Handlungs- und Deutungszusammenhängen, in denen sie permanent entworfen, hergestellt, reproduziert, stabilisiert und verändert werden. Die Verbindung zwischen Makro- und Mikro-Ebene ist dabei weder problemlos gegeben noch als ‚einseitig‘ zu verstehen: Die lokale Handlungspraxis kann sich nicht nur signifikant von öffentlichkeitswirksam geforderten und über Regulationsdispositive angestrebten Verhältnissen unterscheiden, sondern sich auch passiv oder aktiv als widerständig gegenüber De- und Neuregulierungen erweisen.

Das Forschungskomitee Interpretative Sozialforschung lädt daher zu Beiträgen ein, die das Kongressthema – die Zersetzung tradierter und die Entstehung neuer sozialer Bindungen und Institutionen – aus der Perspektive der alltäglichen Deutungs- und Handlungspraxis untersuchen. Dabei sind vor allem drei Stossrichtungen denkbar: 1) Beiträge können sich der alltäglichen Produktion der in der Kongressausschreibung diagnostizierten Makrophänomene widmen: Global oder überregional aktive Bewegungen wie „Occupy Wall Street“ oder die „Indignados“ basieren auf jeweils lokalem Engagement und Einsatz. Wie sind solche Bewegungen sozial organisiert? In welche anderen Handlungskontexte sind sie eingebettet? Wie werden Zusammenhänge hergestellt, die über das Lokale hinausgehen? Auch gesamtgesellschaftlich initiierte Deregulierungs- und Neuregulierungsversuche müssen immer lokal implementiert und interpretiert werden und nehmen damit, in Abhängigkeit von den involvierten Akteuren und lokalen Gegebenheiten, unterschiedliche Formen an. Schliesslich muss auch Öffentlichkeit immer durch Organisationen, Gruppen und Individuen hergestellt werden: Welche Deutungsrelevanzen, Handlungsverkettungen und Selbstverständnisse sind dabei relevant?

2) Zweitens können sich Beiträge den ‚Pendants‘ dieser Makrophänomene auf der Mikro- und Mesoebene widmen: Öffentlichkeit existiert bspw. nicht nur als durch Massenmedien und politischem Feld aufgespannter, gesamtgesellschaftlicher Raum; im Alltag bewegen wir uns in zahlreichen Mini-Öffentlichkeiten, in den tiny publics der Vereine, Schulen, Familien, Organisationen, Netzwerke etc., die eigene Relevanzsysteme und Plausibilitätsstrukturen und damit je spezifische Perspektiven auf gesamtgesellschaftliche Phänomene entwickeln. Gleichzeitig lassen sich Formen sozialer und politischer Mobilisierung ausmachen, die dezidiert lokal oder regional orientiert sind – die sich gewissen – oft: global verfügbaren – Ideologien und Glaubenssystemen zwar ein- und möglicherweise verschreiben, aber nicht notwendigerweise überregionale Anknüpfungen suchen.

3) Drittens, schliesslich, können sich Beiträge den jeweils involvierten Denktraditionen und Diskursen sowie den Selbstverständnissen und Identitäten der involvierten Akteure widmen. Von welchen Deutungsmustern werden die entsprechenden Vergemeinschaftungspraktiken geprägt? Welche Leitsemantiken lassen sich erkennen? Wie stehen gesamtgesellschaftlich formierte Diskurse im Verhältnis zu den Selbstverständnissen und Praktiken der sie reproduzierenden und verändernden und den von ihnen betroffenen Akteure und Gruppen?

Unser Forschungskomitee lädt daher qualitativ und interpretativ Forschende ein, das Kongressthema aus der Perspektive der alltäglichen Deutungs- und Handlungspraxis zu betrachten.

Organizer
Schweizerische Gesellschaft für Soziologie (SGS)