Im Zuge des so genannten cultural turn sowie des (neuen) Interesses an „Subjekt-Macht-Wissen“-Formationen in der spätmodernen Gesellschaft haben in den vergangenen Jahren diskursanalytische und gouvernementalitätstheoretische Ansätze im Anschluss an Michel Foucault große Popularität in den Sozial- und Kulturwissenschaften erlangt. Während die Diskursanalyse die realitätskonstituierenden Regelstrukturen symbolischer Praxis in den Blick nimmt, fragen die Gouvernementalitätsstudien nach Kräfteverhältnissen, Interessen und Strategien, die Selbstverständlichkeiten und Evidenzen hervorbringen. Bei allen Unterschieden eint beide Forschungsperspektiven nicht nur die gemeinsame Referenz auf Michel Foucault, sondern auch das Interesse an der kritischen Reflexion von Subjektivität und Agency. In der Forschungspraxis stehen beide Ansätze nichtsdestotrotz weitgehend unverbunden nebeneinander. Ziel des Workshops ist es, diese Trennung zu überwinden, theoretische, methodologische und methodische Anschlüsse zu diskutieren und gemeinsame Forschungslinien auszuloten.
Programm
Donnerstag
20:00 Gemeinsames Abendessen, Im Sack, Oberlauengasse 14, 07743 Jena
Freitag
9:00-9:15
Dr. Johannes Angermüller (Magdeburg)/Dr. Silke van Dyk (Jena)
Diskursanalyse meets Gouvernementalitätsforschung – Methodologische Perspektiven auf Subjekt-Macht-Wissen-Formationen. Einführende Anmerkungen
9:15-10:00
Prof. Dr. Sabine Maasen (Basel)
Neuropädagogik – Better Brains in Knowledge Society. Diskursanalytische Untersuchung eines Falls von Biogouvernementalität
10:00-10:45
Dr. Annika Mattissek (Heidelberg)
Stadtmarketing als Ausdruck einer neoliberalen Gouvernementalität? Wie eine diskurstheoretische Perspektive zur Öffnung und Dynamisierung des Gouvernementalitätskonzeptes beitragen kann
10:45-11:15 Pause
11:15-12:00
Marion Ott (Frankfurt am Main), Prof. Dr. Daniel Wrana (Basel)
Zu Relationen von Diskursivität und Gouvernementalität im Feld aktivierender Arbeitsmarktpolitik
12:00-12:45
Dr. Johannes Angermüller (Magdeburg)
Numerokratie. Technologien der Wissensproduktion in der unternehmerischen Universität
12:45-13:30
Diskussion der Beiträge vom Vormittag
13:30-15:30 Mittagspause
15:30-16:15
Ute Tellmann (Basel)
Das Archiv als die Schule der Theorie
16:15-17:00
Dr. Jens Maeße (Mainz)
Konsensdiskurse als gouvernementale Regierungstechnik? Eine Diskursanalyse des Bologna-Prozesses und die Frage nach seinen subjektkonstituierenden Wirkungen
17:00-17:30
Pause
17:30-18:15
Dr. Stefanie Gräfe (Jena)
Diskurseffekte? Subjektivität zwischen hegemonialer Produktion und Eigensinn
18:15-19:00
Prof. Dr. Paula Villa (München)/Prof. Dr. Thomas Alkemeyer (Oldenburg)
Somatischer Eigensinn? Kritische Anmerkungen zur diskurs- und gouvernementalitätstheoretischen Sicht auf den Körper
19:00-19:45
Diskussion der Beiträge vom Nachmittag
20:30 Gemeinsames Abendessen, Zur Noll, Oberlauengasse 19, 07743 Jena
Samstag
9:00-9:45
Prof. Dr. Andrea Bührmann (
Wien)/Prof. Dr. Werner Schneider (Augsburg)
Die Dispositivanalyse als Forschungsperspektive und -stil. Überlegungen zur Analyse gouvernementaler Taktiken und Technologien
9:45-10:30
Dr. Boris Traue (Berlin)
Beratung im Postfordismus: Medien, Diskurse und Rituale eines Regierungsdispositivs
10:30-11:00 Pause
11:00-11:45
Tina Denninger/Dr. Silke van Dyk/Prof. Dr. Stephan Lessenich/Anna Richter (Jena):
Die Regierung des Alter(n)s.
11:45-12:30
Prof. Dr. Ulrich Bröckling (Halle)/Prof. Dr. Susanne Krasmann (Hamburg)
Die Regierung des Diskurses, der Diskurs des Regierens. Zur machtanalytischen Öffnung diskursanalytischer Verfahren hin zur Dispositivanalyse von Regierungspraktiken und -rationalitäten.
12:30-13:15
Abschlussdiskussion mit Vorstellung des Sammelbandkonzepts