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CfP (Un-)Sicherheit, (Bio-)Macht und (Cyber-)Kämpfe: Kritische Theorieperspektiven auf Technologien als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung

Kategorie
Datum
Mi., 01/01/1000
Anmeldeschluss

Gemeinsame Frühjahrstagung der Sektion „Wissenschafts- und Technikforschung“ der DGS, des Arbeitskreises „Politik, Wissenschaft und Technik“ der DVPW und der TU Hamburg-Harburg, Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik

Datum: 23./24. März 2012, Ort: TU Hamburg-Harburg OrganisatorInnen: Tanja Carstensen (TU Hamburg-Harburg), Susanne Schultz (Universität Hannover/Gen-ethisches Netzwerk e.V. Berlin), Joscha Wullweber (Universität Kassel)

Gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Technologie haben eine lange Geschichte: So rankten sich bereits Konflikte um Spinn-, Web- und Dampfmaschinen, Eisenbahn, Elektrifizierung und Taylorisierung. In jüngerer Vergangenheit waren vor allem Atomenergie, Informations- und Kommunikationstechnologien, Bio- und Reproduktionstechnologien sowie Nanotechnologie Auslöser von Konflikten. Immer wieder haben diese Auseinandersetzungen eigene Protest- bzw. Gegenbewegungen hervorgebracht. Verhandlungen um Technologien finden dabei an unterschiedlichsten Orten statt: beispielsweise auf Demonstrationen, Blockaden, Sabotagen, Besetzungen, in Parlamenten und Gremien, in Massenmedien, als individueller Boykott und Widerstand im Verbraucherverhalten oder im Internet in Form von Hacker-Angriffen auf Webseiten.

Technologie ist damit nicht ohne Berücksichtigung der Kämpfe und Kontroversen um ihre Entwicklung, Durchsetzung und Nutzung zu verstehen. In der sozialwissenschaftlichen Technikforschung ist es inzwischen zwar weitgehend common sense, Technologien in ihrer Entwicklung und ihren Auswirkungen als in gesellschaftliche Prozesse eingebettete Strukturen, Diskurse oder Artefakte zu analysieren, gleichzeitig fehlt in politikberatenden ebenso wie in empirischen Forschungssettings oftmals eine Verständigung darüber, in welche gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnisse Technologien eingebunden sind und inwiefern Technologiepolitik als konflikthaftes Terrain zu untersuchen ist.

Ziel der Tagung ist es, Technologien als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und als konflikthaftes und umkämpftes Terrain zu analysieren. Es soll untersucht und diskutiert werden, in wessen Interesse, aufgrund welcher politischen Entscheidungen und gesellschaftlicher Kräftekonstellationen sowie innerhalb welches gesellschaftlichen Ordnungsrahmens bestimmte Richtungen in der Technologieentwicklung eingeschlagen bzw. beibehalten werden und inwiefern sich bestimmte Regelungsstrukturen historisch durchgesetzt und verstetigt haben.
Zur Konferenz laden wir Beiträge ein, die sich dem Themenfeld „Technologie“ und den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Technik aus verschiedenen kritischen Theorieperspektiven und auch mit empirischen Arbeiten annähern. Die Bedeutung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen kann dabei herausgearbeitet werden sowohl für die Entwicklung und Einführung von Technik (z.B. Förderpolitik bei Nanotechnologie oder Subventionierung von erneuerbaren Energien), bei der Gewinnung gesellschaftlicher Deutungshoheit über existierende oder in Entwicklung
befindliche Techniken (z.B. Diskurse über Internet, Gentechnologie oder Atomkraft), als auch in der Objektivierung in Sachtechnik (vgl. die Brücken des Moses) sowie in Nutzungspraktiken (z.B. unterschiedliche Zugänglichkeit von Informationsressourcen in Abhängigkeit von Medien-Nutzungsgewohnheiten).

Insbesondere freuen wir uns über Beiträge zu folgenden Themenfeldern:
- theoretische Beiträge, die Technologien als Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzungen unter anderem aus wissenschaftssoziologischen, kulturwissenschaftlichen, dekonstruktivistischen, poststrukturalistischen, hegemonietheoretischen und/oder politikökonomischen Perspektiven analysieren
- Beiträge, die sich der Untersuchung bestimmter gesellschaftlicher Hierarchisierungsmuster und Kategorien sozialer Ungleichheit widmen (z.B. feministische Technikforsforschung, disability studies, (sicherheits-)staatskritische, marxistische, postkoloniale Ansätze oder intersektionale Ansätze )
- empirische Studien zu Verläufen, Bedingungen, Mustern und Effekten von aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um Technologien

Eine Buchpublikation wird angestrebt; über ihr Zustandekommen wird im Anschluss an die Tagung entschieden. Wir erbitten Zusammenfassungen vorgeschlagener Papiere bis zum 1.11.2011 mit einer Länge von maximal 300 Wörtern (an die OrganisatorInnen). Die Auswahl der Beiträge erfolgt bis zum 1.12.2011.

Tanja Carstensen (carstensen@tu-harburg.de)
Susanne Schultz (susanneschultz@snafu.de)
Joscha Wullweber (joscha.wullweber@uni-kassel.de)

Organizer
Kontakperson
joscha.wullweber@uni-kassel.de